PV-Anlage: Autarkiegrad und Eigenverbrauchsquote

Möglichst unabhängig zu sein, gibt einem ein gutes Gefühl – das gilt für viele Lebensbereiche, auch bei der Energieversorgung. Neben finanziellen Anreizen und Aspekten des Klimaschutzes spielt dieser Wunsch bei der Entscheidung für eine Photovoltaikanlage häufig eine wichtige Rolle. Viele Anbieter von Solarstromanlagen nutzen das und werben mit hohen Autarkiegraden, die mit ihren Anlagen erreicht werden können. Aber was bedeutet Autarkie hier überhaupt? Welche Autarkiegrade sind tatsächlich realistisch? Und worin besteht der Unterschied zur Eigenverbrauchsquote?

Komplette Autarkie unrealistisch

Autarkie bedeutet in diesem Zusammenhang die Unabhängigkeit vom Stromversorger. Um als Haushalt zu 100 Prozent autark zu sein, müsste übers ganze Jahr der komplette Strombedarf durch die hauseigene Photovoltaikanlage gedeckt werden. Das ist unrealistisch, da die Strahlung der Sonne als Energiequelle im Tag-Nacht-Rhythmus und auch übers Jahr hinweg schwankt. Zwar lässt sich mit einer Batterie Solarstrom speichern, sobald die Photovoltaik-Module mehr Strom liefern, als gerade verbraucht wird. Aber auch hier sind Grenzen gesetzt.

Startzeitvorwahl nutzen

Ohne einen Batteriespeicher kann man mit einem Autarkiegrad von 30 bis 35 Prozent rechnen – sprich 30 bis 35 Prozent des Strombedarfs lassen sich mit der eigenen Photovoltaikanlage abdecken. Achtet man darauf, dass Großverbraucher wie Wasch- und Spülmaschine oder Trockner immer untertags bei Sonnenschein laufen, kann man den Autarkiegrad noch ein wenig erhöhen. Dabei hilft ein Energiemanagementsystem, das dafür sorgt, dass sich bei Bedarf die oben genannten Geräte automatisch einschalten, sobald Solarstrom vorhanden ist. Technisch weniger aufwändig ist der Einsatz von Zeitschaltuhren. Und neuere Haushaltsgeräte verfügen häufig über eine sogenannte Startzeitvorwahl-Funktion zum Programmieren der Einschaltzeit.


Autarkie nicht um jeden Preis

Mit einem Batteriespeicher lässt sich in vielen Fällen der Autarkiegrad auf 60 bis 70 steigern – bei besonders niedrigem Energieverbrauch, perfekter Ausrichtung der Photovoltaikanlage, entsprechender Anlagen- und Batteriespeichergröße sowie einem sehr bewussten Nutzerverhalten sind auch 80 Prozent möglich. Unter wirtschaftlichen Aspekten sollte man das Streben nach einer möglichst hohen Autarkiegrad aber nicht zu stark in den Fokus rücken. Vor allem ein überdimensionierter, teurer Speicher senkt die Rentabilität des Gesamtsystems, denn ein Großteil der bezahlten Batteriekapazität wird dann nur selten genutzt.

Unterschied zur Eigenverbrauchsquote

Bleibt noch die Frage nach dem Unterschied zwischen Autarkiegrad und Eigenverbrauchsquote. Während der Autarkiegrad den Anteil, des selbst produzierten Stroms am gesamten Stromverbrauch anzeigt, lässt sich aus der Eigenverbrauchsquote ablesen, wie viel des gesamten erzeugten


Solarstroms auch selbst verbraucht und nicht ins Netz eingespeist wird. Bei einer sehr kleinen Anlage kann diese Quote auch bei 100 Prozent liegen, mit steigender Anlagengröße sinkt dann die Eigenverbrauchsquote, weil immer mehr Strom nicht selbst genutzt werden kann, während der Autarkiegrad gleichzeitig steigt. Ein Batteriespeicher erhöht auch die Eigenverbrauchsquote.

Auch an Elektroauto und Wärmepumpe denken

Es gilt die Empfehlung, die PV-Anlage großzügig zu dimensionieren, da künftig häufig größere Stromverbraucher wie Elektroauto oder Wärmepumpe hinzukommen werden. Und der nicht selbst verbrauchter Strom wird vergütet und steht im Netz CO2-frei zur Verfügung. Wer aktuell eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach installieren lässt, erhält für die Überschusseinspeisung ins Netz 8,11 Cent pro Kilowattstunde. Gleichzeitig zahlt man bei vielen Energieversorgern pro Kilowattstunde für den eingekauften Strom knapp 30 Cent. Es lohnt sich also, viel Strom selbst zu nutzen, beispielsweise mit eigenem Elektroauto oder Wärmepumpe.

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