Der Flächenbedarf für erneuerbare Energien
Deutschland ist vergleichsweise dichtbesiedelt. Zusätzlich zum Wohnraum für 80 Millionen Menschen werden unter anderem Flächen fürs Gewerbe und für die Landwirtschaft benötigt – bleibt da überhaupt noch genügend Platz für den Ausbau der erneuerbaren Energien mit Windrädern und Photovoltaik-Freiflächenanlagen?
Vergleich Golfplätze und Photovoltaik-Freiflächenanlagen
Nichts gegen Golfspielerinnen und -spieler, aber Tatsache ist, dass weltweit gesehen aktuell Golfplätze mehr Fläche als Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Windräder zusammen verbrauchen, so das Ergebnis einer Studie des Forschungszentrum Jülich. Was Deutschland betrifft, nehmen laut der Jülicher Forscher die 1.000 Golfplätze hierzulande rund 430 Quadratkilometer Fläche ein – was in etwa der Größe des Bodensees entspricht und rund ein Drittel mehr ist als der Platz für Photovoltaik-Freiflächenanlagen. In Großbritannien beträgt das Flächenverhältnis von Golfplätzen zu PV-Freiflächenanlagen gar sechs zu eins, in den USA vier zu eins.
Braunkohleabbau: Ganz andere Dimensionen
Auch ein anderer Vergleich ist interessant. Nach wie vor „fressen“ sich die Riesenbagger im Braunkohleabbau täglich durch zwei Hektar Land. Insgesamt wurden in Deutschland für den Braunkohleabbau bereits rund 2.500 Quadratkilometer Fläche verbraucht. Das entspricht in etwa der Größe des Saarlandes oder dem Flächenbedarf von 500.000 Windenergieanlagen. Ebenfalls interessant in diesem Zusammenhang: ein halber Hektar Wald, so viel Fläche benötigt eine durchschnittliche Windenergieanlage dauerhaft, bindet im Laufe von 20 Jahren durchschnittlich 110 Tonnen CO2. Allein eine einzelne Windenergieanlage verhindert im selben Zeitraum aber die Freisetzung von 76.000 Tonnen CO2 im deutschen Strommix.
Erneuerbare Energien richtig einsetzen
All diese Beispiele zeigen, dass der Flächenverbrauch für die Gewinnung von erneuerbaren Energien vertretbar ist. Und wird der klimafreundlich erzeugte Strom auch noch richtig eingesetzt, relativiert das den Flächenverbrauch weiter. Beispiel Wärmeerzeugung: Mit einer Gigawattstunde Wärme können circa 42 Einfamilienhäuser ein Jahr lang beheizt werden. Wird dafür eine besonders energieeffiziente Erdwärmepumpe eingesetzt, würde eine 0,25 Hektar große Photovoltaik-Freiflächenanlage ausreichen, um den benötigten Strom zu erzeugen. Bei einer Luft-Wasser-Wärmpumpe, die etwas mehr Strom verbraucht, läge der Flächenbedarf für die PV-Module bei 0,33 Hektar. Ganz anders bei einer Gasheizung mit Wasserstoff. Um im genannten Beispiel die nötige Menge an klimaneutralem Wasserstoff mit Hilfe erneuerbarer Energien herzustellen, müsste die PV-Freiflächenanlage 1,5 Hektar groß sein und wäre damit fünfmal größer als bei einer Wärmepumpenlösung – was zeigt, dass Heizen mit Wasserstoff deutlich ineffizienter ist.

Und auch der Austausch von Erdgas durch Biogas im großen Stil wird allein schon am Flächenverbrauch scheitern. Um die genannten 42 Einfamilienhäuser mit Wärme aus Biogas zu versorgen, müsste dafür auf einer Fläche von 42 Hektar Energiemais angebaut werden. Das sind rund 60 Fußballfelder gegenüber nicht mal einem Fußballfeld bei der Kombination Wärmepumpen und PV. Biogas hat dafür andere Stärken und kann als speicherbarer Energieträger zur flexiblen Stromerzeugung genutzt werden.
PV-Strom in Kombi mit E-Auto schlägt Biodiesel klar
Für den Bereich Mobilität haben Wissenschaftler des Thünen-Institutes in Braunschweig ermittelt, dass man bei der Nutzung von Raps für Biodiesel pro Hektar und Jahr mit einem Mittelklassewagen 57.000 Kilometer fahren kann. Mit dem Strom aus einer Photovoltaik-Freiflächenanlage sind es bei gleicher Fläche 3,9 Millionen Kilometer.
Doppelnutzung bietet Potenziale
Um den Flächenverbrauch in Grenzen zu halten, bietet sich auch eine Doppelnutzung an. Ein gutes Beispiel dafür sind Agri-PV-Lösungen. Gemeint sind damit Solaranlagen, die auf landwirtschaftlich genutzten Flächen installiert werden.
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