Kleinwasserkraftwerke: Viel Potenzial, aber schwierige Rahmenbedingungen

Die Wasserkraft wird bereits seit mehr als 100 Jahren zur Stromerzeugung genutzt und ist quasi der Vorreiter für den Einsatz erneuerbarer Energien. Das Prinzip, das dahinter steckt, ist vergleichsweise einfach: Die Energie des fließenden Wassers versetzt eine Turbine in Drehbewegung. Ein daran gekoppelter Generator erzeugt daraus Strom. Wie viel, das hängt in erster Linie von der Wassermenge und dem Gefälle ab. Wenn das ganze Jahr über 100 Liter Wasser einen Meter tief fallen, werden circa 3.600 Kilowattstunden Strom produziert – das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Stromverbrauchs eines vierköpfigen Haushalts in Deutschland.

Noch heute gibt es eine Vielzahl von kleinen Anlagen, die mitunter viele Jahrzehnte alt sind, aber noch immer Strom liefern – zuverlässig und in der Regel 24 Stunden lang an sieben Tagen die Woche, anders als beispielsweise Photovoltaikanlagen, die auf deutlich weniger Betriebssunden kommen.

Neue Kleinwasserkraftwerke werden kaum noch errichtet. Der Grund dafür sind vor allem die strengen Naturschutz-Auflagen, die die für den Bau eines Wasserkraftwerks nötigen Eingriffe schier unmöglich machen. Chancen sehen dagegen Experten in der Wiederinstandsetzung der zahllosen Altanlagen, die es in Deutschland gibt, die aber derzeit außer Betrieb sind. Deutschlandweit könnte durch deren Reaktivierung die Stromerzeugung aus Wasserkraft erheblich gesteigert werden, betonen Fachleute.

Gleichzeitig gibt es einen Sanierungsstau. Ein Grund dafür: mit jeder Veränderung, beispielsweise wenn mit Hilfe neuer Technik die Effizienz gesteigert werden soll, fallen die Anlagen nicht mehr unter den Bestandsschutz. Es gelten dann strengere Umweltauflagen – was viele Besitzer von Kleinwasserkraftanlagen vor Sanierungsarbeiten abschreckt

Ungeachtet der komplexen und oftmals langwierigen Genehmigungsverfahren kommen beim geplanten Neubau einer Kleinwasserkraftanlage noch die hohen Investitionskosten dazu. Verglichen mit einer Photovoltaikanlage dauert es beim Bau eines Kleinwasserkraftwerks deutlich länger, bis sich die Ausgaben amortisiert haben. Wer er auf seinem Grundstück über ein geeignetes Gewässer verfügt und ein Kleinwasserkraftwerk bauen will, sollte nicht in Zeiträumen von 20 oder 30 Jahren, sondern eher von 50 oder 80 Jahren denken. Idealismus ist gefragt.

 

Viel Geld verdienen lässt sich in der Regel mit einem Kleinwasserkraftwerk ohnehin nicht. Wie beim Solarstrom vom eigenen Dach gilt: lukrativ ist vor allem der Eigenverbrauch des selbst produzierten Stroms. Die Einspeisevergütung liegt für Altanlagen bei 7,67 Cent pro Kilowattstunde. Wer an einem bestehenden Kleinwasserkraftwerk ökologische Verbesserungsmaßnahmen vornimmt, zum Beispiel eine Fischumgehung einrichtet, erhält fortan 11,67 Cent pro Kilowattstunde. Wer darüber hinaus auch noch durch technische Maßnahmen die Energieeffizienz erhöht, bekommt 12,67 Cent pro Kilowattstunde, die ins Netz eingespeist wird.

Nicht unterschätzt werden darf der Wartungsaufwand, den ein Kleinwasserkraftwerk verursacht. Den Rechen von Treibgut befreien, den Generator überholen, Lager kontrollieren oder Keilriemen wechseln – als Anlagenbesitzer muss man sein Kleinwasserkraftwerk immer im Blick haben. Zumal immer häufiger Extremwetterlagen mit Starkregen auftreten, die dafür sorgen, dass die Bäche und Flüsse mehr Sand, Steine und Unrat mit sich führen, was der Anlage zusetzt.

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