Heizungstausch - nichts überstürzen

Der Krieg in der Ukraine hat vieles verändert – auch das Verhältnis vieler Menschen zu Öl und Gas als Brennstoff für ihre Heizung. Noch nie war der Wunsch so groß, so schnell wie möglich von fossilen Energieträgern wegzukommen, weil diese zu einem erheblichen Teil aus Russland stammen. Die Wärmepumpe bietet sich dabei in der Tat in vielen Fällen als umweltfreundliche Alternative an.

Nachfrage nach Wärmepumpen ist explodiert

Das hat in den vergangenen Wochen dazu geführt, dass die Nachfrage nach Wärmepumpen regelrecht explodiert ist. Die Hersteller verweisen inzwischen auf Lieferzeiten von einem halben Jahr und mehr. Teilweise sind die Lieferketten unterbrochen und bestimmte Bestandteile, wie Verdichter, nicht verfügbar. Das führt zur paradoxen Situation, dass bei manchen Wärmepumpen-Produzenten trotz der immensen Nachfrage Kurzarbeit herrscht. Gleichzeitig sind die Heizungsbauer derart ausgelastet, dass auch sie bei Anfragen auf mehrmonatige Wartezeiten verweisen. Grund dafür ist eine wahre Auftragsflut, aber auch der Umstand, dass die Installation einer Wärmepumpe im Vergleich zum Einbau einer konventionellen Heizung deutlich mehr Arbeitszeit erfordert.

Die Voraussetzungen müssen passen

Wärmepumpen liegen im Neubau-Bereich schon seit längerem voll im Trend, werden inzwischen aber auch immer häufiger in energetisch hochwertig sanierten Bestandsgebäuden eingebaut – zurecht. Sie nutzen die Umgebungswärme. Als Wärmequelle kommen dabei die Luft, die Erde und das Grundwasser in Frage – wobei die beiden letztgenannten Varianten deutlich effizienter sind als Luft-Wärmpumpen. Entscheidend für den Einsatz von Wärmepumpen ist allerdings, dass die Voraussetzungen passen. Um eine Wärmepumpe wirtschaftlich betreiben zu können, sollte die Gebäudehülle sehr gut gedämmt sein und mit niedrigen Vorlauftemperaturen auskommen. Zuallererst gilt es also zu prüfen, ob die Bedingungen für den Einsatz einer Wärmepumpe überhaupt gegeben sind.

Nicht in Panik geraten

Ganz allgemein lautet der dringende Expertenrat an Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, jetzt nicht in Panik zu geraten. Ist der Gaskessel erst vier oder fünf Jahre alt, besteht kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Das Gerät arbeitet in der Regel mit der effizienten Brennwert-Technik, deren Energieverbrauch vergleichsweise gering ist. Und den kann man mit leicht umsetzbaren Maßnahmen zusätzlich senken. Dazu zählt die Optimierung der Heizungsregelung durch einen Fachbetrieb, aber auch der Einsatz eines Sparduschkopfs, der den Warmwasserverbrauch spürbar senkt. Das sorgt auch im Sommer für einen niedrigeren Energieverbrauch. Bevor man eine erst wenige Jahre alte Öl- oder Gasheizung austauscht, wäre beispielsweise eine Fassaden- und Dachdämmung sinnvoller. Oder man installiert auf dem Dach eine thermische Solaranlage, und reduziert damit den Öl- oder Gasverbrauch, oder eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung.

Frühzeitig Gedanken über Alternativen machen

Ist der Gas- oder Ölkessel schon etwas älter, sollte man sich jetzt Gedanken über mögliche Alternativen machen – um dann, wenn sich die Situation im Heizungsbau wieder etwas normalisiert hat, gut vorbereitet einen


Heizungstausch vornehmen zu können. Angesichts der derzeit äußerst attraktiven Förderung für den Umstieg von Öl auf erneuerbare Energien – bis zu 45 Prozent der Investitionskosten – lautet auch die Empfehlung, sich jetzt im Laufe dieses Jahres eine konkrete Planung und Kostenkalkulation beim Heizungsbauer einzuholen und auf deren Grundlage noch rechtzeitig vor Jahresende einen entsprechenden Förderantrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zu stellen. Für die Umsetzung der Maßnahme bleiben dann zwei Jahre Zeit.

Handlungsbedarf bei sehr alten Öl- oder Gasheizungen

Echter Handlungsbedarf besteht insbesondere bei Anlagen, die 20 Jahre oder älter sind. Diese machen mehr als die Hälfte aller Heizungen in Deutschland aus. Branchenkenner empfehlen daher, sich aktuell auf den möglichst raschen Austausch dieser älteren Öl- oder Gasheizungen zu konzentrieren. Ansonsten gilt: den Markt beobachten, allgemein auf einen sparsamen Energieverbrauch achten und wenn möglich und nötig, die Wärmedämmung der Gebäudehülle verbessern.

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