Wärmepumpe gehört die Zukunft, Wasserstoff nicht zum Heizen

Deutschland will bis 2045, Bayern bereits 2040 klimaneutral sein. Die Wärmewende ist eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Doch womit können wir in Zukunft heizen? Welche Potenziale bieten Holz, Biogas, Wasserstoff und Umweltwärme? Fragen, denen das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) zusammen mit Professor Martin Steyer von der Hochschule Kempten im Rahmen einer Metastudie für den Regierungsbezirk Schwaben nachgegangen ist. Dabei wurde eine Vielzahl an vorhandenen Studien und wissenschaftlichen Untersuchungen analysiert und bewertet. Die Ergebnisse, die sich auch auf andere Regionen übertragen lassen: die Nutzung von Umweltwärme mit Hilfe von Wärmepumpen bietet mit Abstand das größte Potenzial. Wasserstoff, für viele ein Hoffnungsträger, wird dagegen fürs Heizen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Und Biomasse, insbesondere in Form von Holz, taugt allenfalls als Übergangslösung.

Holz zur Abdeckung der Spitzenlast

Zum Energieträger Holz: Aktuell sind viele Fichtenbestände überreif und klimabedingt steht deutschlandweit ein Umbau zu Mischwäldern an. Dies wird in den nächsten Jahren zu einem vergleichsweise großen Holzangebot führen. Doch schon 2045 wird wieder weniger Holz zur Verfügung stehen. Laut der Studie können dann rund 15 Prozent des gesamten Wärmebedarfs nachhaltig mit Holz aus regionalen Beständen gedeckt werden. Folglich wird es notwendig sein, wenn immer mehr Gemeinden Fernwärmenetze errichten wollen, dass diese für die Abdeckung der Grundlast die Umgebungswärme mit Hilfe von Wärmepumpe nutzten und Holz gezielt an besonders kalten Tagen und zur Abdeckung der Spitzenlast eingesetzt wird. Und für private Holzheizungen, sei es mit Holzpellets oder auch mit Scheitholz, wird dann nur wenig mehr Brennstoff als heute zur Verfügung stehen.


Geringe Potenziale bei Biogas

Und wie sieht es mit Biogas aus? Für viele bestehende Biogasanlagen läuft in absehbarer Zeit die EEG-Vergütung aus. Danach wird sich der Weiterbetrieb häufig nicht mehr lohnen. Manche Anlagen werden dann eventuell umgebaut, um das Biogas aufbereiten und ins Gasnetz einspeisen zu können. Aber mehr als fünf Prozent des Wärmebedarfs wird sich damit nur schwer abdecken lassen.

Wärmepumpe auch bei Bestandsgebäuden meistens die beste Lösung

Das Thema Wärmepumpe ist bereits angeklungen. Die klare Botschaft lautet hier: 75 Prozent der Wohngebäude können dank der sich stetig weiterentwickelnden Wärmepumpentechnik mit Umweltwärme aus Luft, Wasser und Erde versorgt werden – entweder direkt über eigene Wärmepumpen oder aber indirekt über Wärmenetze. Eine neuere Feldstudie Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zeigt klar, dass Bestandsgebäude allein schon durch kleinere Maßnahmen, wie den Tausch der alten Heizkörper durch größere Modelle, wärmepumpentauglich werden und keine teure Komplettsanierung zwingend notwendig ist.


Bleibt noch der grüne Wasserstoff, der gerne als Zukunftslösung verkauft wird. Hier gibt es hinsichtlich der Verfügbarkeit große Fragezeichen. Zur Herstellung ist sehr viel Strom aus Wind und Sonne nötig, während für die Industrie, für Reservekraftwerke, die Strom in der Dunkelflaute erzeugen sollen, und für den klimafreundlichen Antrieb von Schiffen und Flugzeugen viel Wasserstoff gebraucht wird. Angesichts der vorhersehbaren Knappheit gehen daher fast alle wissenschaftlichen Untersuchungen davon aus, dass kaum Wasserstoff zur Gebäudebeheizung zur Verfügung stehen wird. Eine „grüne“ Wasserstoffheizung benötigt ganzheitlich betrachtet schließlich vier- bis sechsmal so viel Energie wie eine Wärmepumpe.

Das Fazit der Studie

Zusammengefasst lässt sich feststellen: Die Wärmepumpe wird in der Zukunft in Deutschland für sehr viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer das am besten geeignete und wirtschaftlichste Heizsystem sein. Wer jetzt eine noch eine neue Gasheizung einbaut und darauf setzt, diese früher oder später mit Wasserstoff klimafreundlich betreiben zu können, wird enttäuscht werden.

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