Von der Ölquelle bis zum Rad: der wahre CO2-Ausstoß von Autos
Jetzt, wo sich Elektroautos für mehr und mehr Menschen als attraktive Alternative anbieten, werden die Vor- und Nachteile von Verbrennungsmotoren und Elektromotoren in allen Facetten immer genauer analysiert. Beim ADAC-Vollkostenvergleich schneiden mittlerweile E-Autos schon häufig besser ab als vergleichbare Verbrenner-Modelle. Die Reichweiten sind beim E-Auto inzwischen konkurrenzfähig, und auch die Ladesäulen-Infrastruktur wird immer besser. Ein Punkt, der oft noch hinterfragt wird, betrifft die Frage nach den Auswirkungen der beiden Technologien auf das Klima.
Großer CO2-Ausstoß nicht nur im Fahrbetrieb
Dabei werden in vielen Vergleichsrechnungen beim E-Auto zwar immer die gesamten Emissionen infolge der Batterieherstellung und der Stromerzeugung betrachtet, beim Verbrenner wird allerdings oft nur der CO2-Ausstoß bei der Verbrennung der Treibstoffe berücksichtigt, der beim Fahren entsteht. Dies ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Fachleute gehen davon aus, dass bei der „Well-to-Wheel“-Rechnung (Well = Bohrloch, Wheel = Rad) bei Benzin- oder Diesel-Fahrzeugen – abhängig vor allem von der Art der Ölgewinnung – nochmals größere Emissionen zusätzlich zum reinen CO2-Ausstoß im Fahrbetrieb dazu kommen.
Energieintensives Fracking
Die Emissionen starten bereits bei der Erdölförderung. Sprudelt das Öl quasi aus dem Bohrloch ist die CO2-Bilanz besser. Dann kommen im günstigsten Fall bei Diesel „nur“ circa 20 und bei Benzin 25 Prozent dazu. Bis zu 75 Prozent sind es, wenn besonders energie- und damit auch CO2-intensive Verfahren wie die Erdöl-Gewinnung aus Ölsand oder Fracking zum Einsatz kommen. Und das ist immer öfter der Fall. Nach der Förderung muss das Rohöl zu den Raffinerien transportiert werden. Die Hochseetanker benötigen für die Fahrt einiges an Energie. Bei den Pipelines ist der Energieaufwand für die Pumpen auch nicht zu unterschätzen. Sehr energieintensiv ist die anschließende Herstellung von Diesel und Benzin aus dem Rohöl in der Raffinerie. Auch der abschließende Transport zu den Tankstellen darf nicht vernachlässigt werden.
25 Kilogramm CO2 auf 100 Kilometer
Zusammengefasst: wird ein Liter Treibstoff mit dem Auto „verfahren“, entstehen beim Dieselfahrzeug allein dadurch circa 2,6 Kilogramm CO2, beim Benziner sind es 2,3 Kilogramm. Dazu gerechnet werden müssen bei der Well-to-Wheel-Rechnung aus den oben genannten Faktoren nochmals zwischen 0,5 bis 1,5 Kilogramm bei Verwendung von Diesel beziehungsweise 0,6 bis 1,7 Kilogramm CO2 bei Benzin. Umgerechnet auf die Fahrstrecke macht dies dann bei einem Fahrzeug, das sechs Liter auf 100 Kilometer verbraucht, einen Well-to-Wheel-CO2-Ausstoß von rund 19 bis 25 Kilogramm CO2 (Diesel-Pkw) beziehungsweise 17 bis 24 Kilogramm CO2
(Benziner) auf 100 Kilometer. Eine beachtliche Menge. Oder um das Ergebnis mit dem E-Auto zu verknüpfen: Für die Herstellung von sechs Liter Diesel, die aus der Zapfsäule fließen, werden zusätzlich etwa 40 Kilowattstunden Energie benötigt. Damit kommt ein Elektroauto in der Regel 200 Kilometer weit.
E-Autos überholen Verbrenner in der CO2-Bilanz immer schneller
Weil sich die Erdölförderung zunehmend schwieriger gestaltet, geht der Trend eindeutig in Richtung höherer CO2-Emissionen bei der Diesel- und Benzin-Herstellung. Da gleichzeitig bei der Akku-Produktion der CO2-Ausstoß in den letzten Jahren deutlich gesunken ist, auch weil die Hersteller verstärkt auf erneuerbare Energie setzen und Elektroautos zunehmend mit Ökostrom geladen werden, gehen Fachleute davon aus, dass heute produzierte E-Autos bereits nach 10.000 bis 25.000 Kilometern ihren anfänglichen CO2-Nachteil wettgemacht haben. Dafür spricht auch eine Umfrage des Fraunhofer-Instituts, wonach in Deutschland bei beinahe jedem zweiten Haushalt mit E-Auto auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage insalliert ist und 84 Prozent der Haushalte mit E-Auto Ökostrom beziehen.
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