Wohngebäude Sanierung

Altes Bauernhaus zukunftsweisend saniert

Preisträger beim Wettbewerb Energiezukunft Altbau 2020

in absolut gelungenes Beispiel dafür, wie man einen alten Bauernhof mustergültig und zukunftsfähig saniert, kann im Immenthal nahe Günzach bewundert werden. Das Bauernhaus, das um 1890 erbaut worden ist und nach dem Umbau vier Wohneinheiten umfasst, erhielt unter anderem eine sehr gute Wärmedämmung mit 24 Zentimetern Zelluloseflocken und einer sechs Zentimeter dicken Holzweichfaserplatte. Dabei ist es gelungen, den Gebäudecharakter zu bewahren. Der Einbau einer Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung trägt ebenfalls zum sehr guten Raumklima bei.

Die Wärmeversorgung erfolgt über eine 42 Quadratmeter große Solarthermieanlage in Kombination mit einem 13 Kubikmeter großen Pufferspeicher. Wenn die Energie der Sonne nicht mehr reicht, dann liefert ein Holzpelletskessel die Wärme.

Für die Jury hat die Sanierung deshalb eine sehr große Bedeutung, weil das Haus exemplarisch für viele ähnliche Bauernhöfe im Allgäu steht, die das Ortsbild der Dörfer prägen. Positiv wurde auch bewertet, dass viel der alten Bausubstanz erhalten und auch Altholz wiederverwendet wurde, zum Beispiel im ehemaligen Scheunenteil. Hier ist das alte Holzständerwerk sichtbar. Gleiches gilt für den alten Dachstuhl, der nach der Sanierung erhalten wurde und für eine ganz besondere Wohnatmosphäre sorgt.

Maßnahmen

Ziel war eine Komplettsanierung zum KfW-Effizienzhaus 55 als "Sonnenhaus" - möglichst unter Erhalt das Gebäudecharakters und der vorhandener Bausubstanz.

So wurde das Mauerwerk und die komplette Holzkonstruktion in Scheune und Dachstuhl erhalten. Fußböden aus Holz, Stein (Sollnhofer Platten) wurden wenn nötig ergänzt. Es wurde auf Verwendung von Kalk- und Lehmputz und die Nutzung von Altholz geachtet.

Im ehemaligen Scheunentrakt wurden drei zusätzliche Wohneinheiten eingebaut. Außerdem wurden Werkstatträume für die hauseigene Imkerei geschaffen. Neben den beauftragten Fachfirmen wurde ein Großteil der Arbeiten in Eigenleistung erbracht.

Im ehemaligen Wohnteil besteht das  Mauerwerk aus 50 cm Naturstein und Ziegel. Es wurde eine 24 cm starke Außendämmung aus Zelluloseflocken zwischen Holzständern eingeblasen. Die darüberliegenden 6 cm starken Holzweichfaserplatten wurden verputzt.

Im ehemaligen Scheunenteil wurde innen das originale Holzständerwerk erhalten.  die 24 cm starke Außendämmung aus Zelluloseflocken zwischen Holzständern und der Abdeckung aus 6 cm Holzweichfaserplatten erhielt einen Lärchenschild als Außenverkleidung. 

Der originale Dachstuhl ist innen weitgehend sichtbar. Gedämmt wurde außen in Form von Zelluloseflocken (30 cm) zwischen Stegträgern.

Das Gebäude war nur geringfügig unterkellert. Überwiegend bestand der Kellerboden aus gestampftem Erdreich. Eine Fußbodendämmung wurde durch eine 20 cm Schüttung aus Glasschaumschotter sowie darauf eine 10 cm Schüttung aus mineralisch ummantelten Holzspänen, gedeckt von Holzweichfaserplatten erreicht. Darüber wurde die Fußbodenheizung in Lithotherm-Formsteinen verlegt. Im gesamten Haus wurden Massivholzböden, Steinböden, Fliesen verlegt.

Die alten Fenster wurden unbehandelte Lärchenholzfenster mit 3-fach Verglasung - teilweise mit Alu-Schale - eingesetzt.

Eine Holzpelletszentralheizung mit Unterstützung durch eine Solarthermieanlage (42 qm Kollektor) liefert die Wärme und das warme Wasser für einen Pufferspeicher mit 13.000 Litern Fassungsvermögen. In einer Wohneinheiten wird ein großer Kachelofen betrieben.

In jeder Wohnungsstation wurde ein Frischwassermodul eingebaut. In 3 der 4 Wohneinheiten wird eine zentrale Wohnungslüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung betrieben.

Das sagt der Bauherr, Wolfgang Bauer:

„Aus unserer Sicht ist die Gratwanderung zwischen energetisch anspruchsvoller Sanierung und Erhalt des ursprünglichen Charakters gut geglückt. Wir bekommen auch von allen unseren Besuchern viel Lob.“

Technische Daten

Werte für ehemaligen Wohnteil (getrennte Energieausweise, aber ähnliche Werte):

Ht`= 0,24 W/(m²K)
Qp = 10 kWh/(m²a)
Qe = 32 kWh/ (m²a)
An = 390 m²
Durchschnittswerte – Gesamtgebäude:

U-Wert Wand: 0,13 - 16 W/(m²K)
U-Wert Dach: 0,13 W/(m²K)
U-Wert EG-Boden: 0,20 W/(m²K)
Uw-Fenster (Gesamt): 0,86 W/(m²K)
Stromverbrauch: ca. 1.800 kWh/WE
Wärmeverbrauch: 5 t Pellets/a

Projektdaten

Standort: 87634 Günzach
Objekttyp: Mehrfamilienhaus, 4 Wohneinheiten
Baujahr: ca. 1890
Sanierungszeitraum: 2013 - 2019
Investitionskosten: 1,3 Mio €

 

Kurzfim zum Musterprojekt

Folgende eza!-Partner waren an dem Projekt beteiligt: