Facelifting für ein Reiheneckhaus

Preisträger beim Wettbewerb Energiezukunft Altbau 2020

nach der Sanierung
nach der Sanierung
vor der Sanierung
vor der Sanierung
nach der Sanierung
nach der Sanierung
vor der Sanierung
vor der Sanierung
Silja und Simeon Roever
Silja und Simeon Roever
Detail Treppe
Detail Treppe
Detail Küche
Detail Küche
Detail Lüftungsauslass
Detail Lüftungsauslass
Detail Wohnen
Detail Wohnen

Was man aus einem alten Reiheneckhaus Baujahr 1969 machen kann, hat das Ehepaar Roever eindrucksvoll demonstriert. Dabei haben die Roevers die meisten Arbeiten selbst erledigt – angefangen von der Planung durch die Bauherrin Silja Roever, die Innenarchitektin ist.

Unter anderem wurde die komplette Gebäudehülle des Reiheneckhaus im Kemptener Westen saniert und mit Zellulose gedämmt. Es wurden auf der Ostseite Fenster eingebaut, was das Haus innen deutlich heller macht und ihm auch von außen betrachtet einen neuen Charakter verleiht. 

Eine Etagenlüftungsanlage sorgt für frische Luft. Das Heizsystem wurde auf das Notwendigste reduziert. Ein Kaminofen mit Wassertasche und der klassischen Wärmeverteilung über Heizkörper versorgt das ganze Haus mit Wärme. Auf dem Dach produziert eine Photovoltaikanlage klimafreundlichen Solarstrom, der unter anderem für den Betrieb der Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung verwendet wird.

Die Jury war vor allem von dem hervorragenden Kosten-Nutzenverhältnis begeistert und lobt neben dem guten Gesamtkonzept auch die hochwertigen Materialien, die eingesetzt wurden. Große Anerkennung fand auch die sorgfältige und liebevolle Ausgestaltung der Sanierung in den Details.

Maßnahmen

Unter andrem ging es bei der Sanierung darum, den Grundriss für die Nutzung der vierköpfigen Familie zu optimieren. So entstand durch den Umbau im Erdgeschoss ein großer Küchen- und Wohnbereich. Im Obergeschoss verbindet eine Tür die Schlafräumen von Eltern und Kindern direkt und schafft so eine einzigartige Familien-Schlafsituation. Außerdem steht den Kindern ein großzügiges, helles Spielzimmer mit Sitzfenster zur Verfügung. Durch Schließen des Treppengeländers zwischen UG und OG entsteht ein Wäscheabwurf. Im Dachgeschoss wird durch Entfernen nahezu aller Trennwände ein großer Arbeits- und Gästebereich mit einem Bad geschaffen.

Das Eckhaus hatte zur Ostseite keinerlei Öffnungen, wodurch es gerade im Innenraum eher einem Reihenmittelhaus glich. Durch die neuen Öffnungen in der Ostfassade in allen Geschossen wird das Haus heller und offener und bekommt auch von außen einen ganz neuen Charakter.

Bei der Wahl der Baumaterialien wurde besonders auf Regionalität, Ökologie und eine positive Wirkung auf das Raumklima geachtet. So wurden für die Fassade Holzfaser und Zellulose verwendet, im Innenraum Kalkputz. Die ausführenden Firmen wurden regional gewählt (Zimmerer, Fensterbauer, Photovoltaik).

Durch Reduktion des Heizsystems konnte ein besonders ressourcenschonendes und autarkes Konzept erarbeitet werden. Da der Heizbedarf durch die gute Dämmung der Gebäudehülle generell nicht hoch ist, kann das gesamte Gebäude über einen Kaminofen im Wohnzimmer mit Scheitholz beheizt werden. Der Kaminofen verfügt über einen Wärmetauscher und versorgt so den Pufferspeicher im Keller mit Warmwasser. Über diesen wird das bestehende Heizleitungssystem versorgt. Lediglich die Heizkörper wurden ausgetauscht und im Badezimmer eine Fußbodenheizung ergänzt. Im Winter und in den Übergangsmonaten wird der Pufferspeicher zusätzlich über einen elektrischen Heizstab geheizt, welcher aber nur bei überschüssig produziertem Strom der Photovoltaik aktiv wird.

Bauteile sollten, wo möglich, wiederverwendet und saniert werden. So wurde die massive Eichentreppe abgeschliffen und geölt, bzw. lackiert, das 70er-Jahre-Geländer saniert.
Die Haustür, Dachfenster und Ziegel wurden wiederverwendet und an neuer Position eingebaut.


Das sagt die Bauherrin, Silja Roever:

„Grundlage der Sanierung waren ein hoher energetischer, ökologischer, qualitativer und auch ästhetischer Anspruch. Zudem sollten die Maßnahmen soweit möglich in Eigenleistung durchgeführt werden und durch Nutzung unterschiedlichster Fördermöglichkeiten auch mit knappem Budget realisierbar sein.“

Technische Daten: 

Ht`= 0,27 W/(m²K)
Qp= 18 kWh/(m²a)
An = 161 m²
A/V = 0,63
U-Wert Wand: 0,19 W/(m²K), ca. 18 cm Zellulose + 3,5 cm HWF
U-Wert Dach: 0,13 W/(m²K), 16 cm HWF zwischen Sparren + 16 cm HWF aufdach
U-Wert Kellerdecke: 0,36 W/(m²K)
8 cm Steinwolle an der Decke
Uw-Fenster (Gesamt): 0,75 W/(m²K)
Investitionskosten: 120.000 €

Projektdaten

Standort: 87439 Kempten
Objekttyp: Einfamilienhaus
Architekt: IB Johannes Ranzmeyer
Baujahr: 1969
Sanierungszeitraum: 2019-2020

Folgende eza!-Partner waren an dem Projekt beteiligt: